Gamesplanet Review-Übersicht - Heute: Deponia Doomsday
VON HARALD FRÄNKEL
Überraschend wie die Jungfrau ihr Kind hat die Welt jetzt ein weiteres Deponia-Spiel bekommen. Review um Review und Test um Test lassen das vierte Adventure der Reihe zum Release hochleben und adeln es mit Awards. Point & Click mag oldschool sein, es ist aber noch lange nicht out!
Die Deponia-Adventures aus dem Hause Daedalic erinnern ein wenig an Douglas Adams' bekannteste Romane: So erschien die Erzählung Per Anhalter durch die Galaxis bekanntlich als fünfbändige Trilogie, während Deponia Doomsday nach dem Ursprungsspiel (2012) und den Nachfolgern Chaos auf Deponia (2012) sowie Goodbye Deponia (2013) die nun gewissermaßen vierte Folge eines Dreiteilers ist. Jene hatte außer den Entwicklern keiner auf der Rechnung, zwischen der Ankündigung und der Veröffentlichung vergingen gerade mal fünf Tage.
Die Art des Humors der Point-&-Klick-Rätselreihe ist nicht unumstritten. Manche empfinden ihn als zu plump. Er war aber auch ein Grund für diverse Auszeichnungen, unter anderem beim Deutschen Computerspielpreis und Deutschen Entwicklerpreis. Die Spiele erhielten zudem in der Fachpresse durchweg positive Kritiken, zum Teil Höchstwertungen. Das vierte Abenteuer um den selbstverliebten, chaotischen Bastler und Lebenskünstler Rufus knüpft inhaltlich an die Vorgänger an, erzählt aber auch von Ereignissen vor dem ersten Teil und schickt den Spieler auf eine Zeitreise. Laut den Machern ist Deponia Doomsday damit weder ein Prequel noch ein Sequel, sondern ein „Parallelquel“. Alles klar, wir hätten auch gern was von dem Zeug, das sich die Jungs offenbar regelmäßig reinpfeifen!
Von der Online-Seite Gameswelt bekommt Deponia Doomsday nicht nur fantastische 9 von 10 Punkte, sondern gleich zwei Awards! Den einen fürs Design, den anderen für die Handlung, sprich: die Geschichte. Mehr als zehn unterhaltsame Stunden garantiert der Rezensent und ist mit dieser Einschätzung nicht allein. Das neue Daedalic-Werk ist somit das umfangreichste der Reihe - und einmal mehr dürfen sich Fans auf kruden Humor und eine bizarre Welt in Comic-Optik freuen. „Wenn Deponia Doomsday eine Schwäche hat, dann sind es die Minispiele“, heißt es bei Gameswelt, wobei im gleichen Atemzug die Entwarnung folgt: Alle Minigames seien überspringbar und damit nicht wirklich kritikwürdig.
„Auf so eine Aktion warte ich seit über zehn Jahren: Dass mal jemand den Mut besitzt, sich von all dem hochgezüchteten Hype zu distanzieren, der durch Previews und Messeveranstaltung künstlich am Leben erhalten wird, und praktisch von heute auf morgen ein Knallerspiel veröffentlicht“, jubelt der Tester. „Zwar reicht das Rätsel-Design nicht ganz an die Brillanz von Chaos auf Deponia heran, jedoch ist die Geschichte fantastisch geschrieben, und sie steckt voller genialer Ideen. Das Abenteuer ist zudem eine ganze Ecke linearer als das diesbezüglich ungeschlagene Goodbye Deponia, was jedoch der stattliche Umfang ausgleicht.“ Im Fazit heißt es ferner, dass der Titel eine Parodie und gleichzeitig eine liebevolle Hommage an Klassiker wie Zurück in die Zukunft oder Täglich grüßt das Murmeltier sei. Ja, einen größeren Ritterschlag kann ein Computerspiel kaum bekommen.
Protagonist Rufus (rechts) besucht das Diner in Paradox City, wo sich - surprise, surprise - die eine oder andere seltsame Gestalt herumtreibt.
Die Kollegen von GamersGlobal geben Deponia Doomsday ebenfalls 9 von 10 Punkten. „Es ist ein sehr lustiges, sehr gutes, in Sachen Humor glänzendes und bei den Rätseln nicht enttäuschendes Adventure. Ich kann es jedem Genre-Fan wärmstens ans Herz legen. Und es ist noch dazu ein ziemlich umfangreiches Werk: Mindestens zwölf Stunden können Adventure-Veteranen für Rufus' neueste Abenteuer locker einplanen, alle anderen sogar 15 Stunden und mehr. Wohlgemerkt: Ich rede von zwölf bis 15 Stunden guter Unterhaltung ohne jedweden Anflug von Langeweile!“ Die achtseitige Lösungshilfe belegt den Umfang des Spiels.
Spieletipps ehrt Deponia Doomsday ebenfalls mit einem Award, bei gleichzeitig 86 von 100 möglichen Punkten. „Klar, dass der vierte Teil nicht vor Neuheiten strotzt. Doch das ist gleichzeitig eine Stärke: Das Spiel führt Stil und Spielmechanik der Vorgänger konsequent weiter. Dabei lässt sich Daedalic auch von Genregrößen wie The Secret of Monkey Island und Day of the Tentacle inspirieren“, so der Tester. Die Geschichte mitsamt Zeitreisen fessele, auch dank Was-wäre-wenn?-Situationen. Adventure-Freunde und Serienkenner würden sich schnell heimisch fühlen und sich freudig auf die vertrackten Rätsel stürzen, die in der stimmigen Welt passend eingebettet seien. „Doomsday lässt sich auch ohne Vorkenntnisse spielen. Allerdings bleiben euch so zahlreiche Anspielungen und Anekdoten verwehrt.“
Wie immer keine Wertung im Zahlenformat gibt's bei der Rezension von Eurogamer, die Deponia Doomsday aber mit dem Prädikat „Empfehlenswert“ auszeichnet. Es sei technisch nicht ganz weit vorn, nicht immer ganz logisch, aber nach der zahmen ersten Hälfte furios. „Deponia Doomsday ist eine Zeitreisegeschichte, die sich vorgenommen zu haben scheint, alles, und zwar wirklich ALLES, aus diesem Thema herauszuholen, das seit Day of the Tentacle, Die Zeitmaschine, Und täglich grüßt das Murmeltier, Planet der Affen und Zurück in die Zukunft dazu gesagt wurde oder auch nicht.“
Deponia Doomsday und sein Bildungsauftrag: In dieser Szene lehrt uns Rufus, dass der Schweiß alter Männer hervorragend als Schmiermittel taugt.
Nach der noch ziemlich konventionell gestrickten ersten Hälfte beschleunige das Spiel plötzlich auf eine wahnsinnige Geschwindigkeit, bei der sich nicht nur Lord Helmchen dringendst anschnallen sollte, um keine Kopfschmerzen zu bekommen. „Und wenn man glaubt, das ja alles schon einmal so oder ähnlich gesehen zu haben, legt das Spiel den Unwahrscheinlichkeits-Drive ein und explodiert in einer irrwitzigen Farce aus Raum und Zeit, in der man oben und unten, vorhin und irgendwann kaum noch unterscheiden kann.“
Unwahrscheinlichkeits-Drive? Damit wären wir am Ende doch tatsächlich bei einer weiteren Parallele zu Per Anhalter durch die Galaxis. Bravo!
Die Rezensionen von PC Games, Gamestar, 4Players, Gamona und Giga waren bei Redaktionsschluss noch nicht online.