Gamesplanet Review-Übersicht - Heute: Just Cause 3
VON HARALD FRÄNKEL
Das Actionspiel Just Cause 3 bekommt zum Release massig Lob. Der eine oder andere Test verweist sogar darauf, dass das Open-World-Abenteuer in manchen Disziplinen die Meisterwerke GTA 5, Fallout 4 und Uncharted in die Tasche steckt. Wow!
Das Gerücht, wonach sowohl Kampfsportgott Chuck Norris als auch Actionfilm-Regisseur-Papst Michael Bay und Spider-Man bei den Entwicklern von Just Cause 3 in der Lehre waren, sind nach wie vor unbestätigt, bleiben aber glaubhaft: Der neue Serienableger der Avalanche Studios überzeugt durch sein völlig abgedrehtes Gameplay in einer „Open World“ und schafft es sogar, Explosionen als nennenswertes Feature zu verkaufen.
Einmal mehr befreit der Spieler ein Inselparadies von einem Diktator. Weil das natürlich jeder kann, tut Held Rico Rodriguez es besonders stilvoll mit einem völlig überzogenen Waffenarsenal und durch absurde Stunts. Besonders gern kombiniert er ein Greifhakenseil mit seinem Flügelanzug, neudeutsch: Wingsuit, und wirbelt und gleitet wild ballernd durch die Lüfte. Launig unrealistische Physikexperimente, die null mit den gleichnamigen Langweilern aus der Schulzeit zu tun haben, runden die Sache ab. Rico steht auf den Tragflächen eines fliegenden Flugzeugs und feuert mit seinem Raketenwerfer. Er klebt C4-Sprengstoff an Ziegen. Oder verschnürt Autos, um sie durch die Gegend zu schleudern. Warum tut er das alles? Darauf gibt es zwei Antworten: 1. Um seine Feinde möglichst demütigend auszulöschen. 2. Weil er's kann!
„Fühlen wie ein Superheld“
PC Games jubelt in ihrer Rezension: „Just Cause 3 lässt mich wie ein Superheld fühlen - ohne die lächerlichen Beschränkungen, die mir Hollywood-artige Blockbuster à la Uncharted oder Call of Duty als Kehrseite ihrer bombastischen Inszenierung auferlegen.“ Als Lohn gibt's eine fette Wertung, und zwar 88 von 100 Punkte. Das Spiel sei deutlich besser als sein Vorgänger, unter anderem, weil die gegnerischen Basen größer und abwechslungsreicher gestaltet sind. Kritisch sieht die Redaktion vor allem das Upgrade-System, das man getrost ignorieren könne, weil es aufgesetzt wirke. Außerdem präsentiere das Spiel sich abseits der Siedlungen etwas leer.
Auf den Tragflächen eines Flugzeugs stehen und einen Raketenwerfer abfeuern? Just Cause 3 macht's möglich!
„Just Cause 3 ist das Spiel, das Just Cause 2 gerne gewesen wäre“, heißt es im PC Games-Test weiter. Ferner: „Es sind die unbeabsichtigten, chaotischen, naturgemäß lustigen und absurden Momente, die mir am ehesten in Erinnerung bleiben. Zusammen mit den wunderschönen Explosionen, an denen ich mich auch nach über 25 Stunden mit dem Spiel noch nicht sattgesehen habe.“ Ja, der Krawummseffekt à la Popcorn-Kino scheint tatsächlich ein triftiger Grund, diesem Actiontitel zu frönen. Selten liest man in Rezensionen derartige Lobeshymnen auf einen einzigen Grafikeffekt. Die PCG-Rezension titelt gar entsprechend „Ein actionreicher Abstecher ins Land der unbegrenzten Explosionen“.
„Adrenalin als Blut“
„Auf einem guten Rechner sieht Just Cause 3 ziemlich eindrucksvoll aus und bietet die vielleicht schönsten Explosionen der Videospielgeschichte“, hebt auch Gameswelt den unterhaltsamen Krawallfaktor hervor. Als Wertung gibt das Online-Magazin der selbstironischen Action-Orgie 8 von 10 Punkte. Protagonist Rico „hat kein Adrenalin im Blut, Adrenalin ist sein Blut“, so der Verfasser des Tests.
Ein weiteres großes Lob: Das Inselparadies Medici sei, in guter Just Cause-Tradition, eine riesige Spielwelt, deren Ausmaße andere Open-World-Vertreter wie GTA 5 oder Fallout 4 locker in die Tasche stecke. Sauer aufstoßen werde manchem die Steuerung. Aber: „Habt ihr das Zusammenspiel aus Greifhaken, Fallschirm und dem neuen Wingsuit erst einmal raus, werdet ihr euch kaum noch anders vom Fleck bewegen wollen. Es macht sauviel Spaß, sich rasant durch die Gegend zu katapultieren und über malerische Sonnenblumenfelder zu schweben.“ Als reiner Shooter, Arcade-Rennspiel oder klassisches Action-Adventure wäre Just Cause 3 deutlich weniger gut, als Sandbox-Spiel für Explosionsfetischisten funktioniere es prächtig.
Held Rico Rodriguez, er stolpert gerade als Zweiter von Links ins Bild, versteht es meisterhaft, sich in Schwierigkeiten zu bringen.
Ebenfalls sehr gute 8 von 10 Punkte gibt die Seite GamersGlobal. Just Cause 3 richte sich wie die Vorgänger an Gamer, die einfach nur Spaß daran haben, wild um sich zu ballern und sich dabei an den großartigen Explosionen beim Zerstören der Umgebung zu ergötzen. Vollkommen egal, ob zu Fuß, am Gleitschirm hängend oder auch im Jet.
Eine Eins vor dem Komma fährt Just Cause 3 beim Schulnotensystem der Computer Bild Spiele ein. Die Redaktion belohnt „die verrückteste Ballerei des Jahres“ mit einer 1,95 (der Vorgänger kam lediglich auf eine Testnote von 2,16). Just Cause 3 sei ein Spiel gewordener Actionfilm und begeistere mit seiner starken Technik, verrückten Ideen und seiner komplexen Steuerung, sodass man über die platte Story und Fließband-Eroberungen hinwegsehen könne. „Beim Zurückerobern der drei Hauptinseln legen Sie mit Bazooka und Granatwerfern feindliche Lager in Schutt und Asche. Wenn Gebäude einstürzen und Benzintanks explodieren, dann ist das zwar nicht immer übersichtlich, aber trotzdem ein großer Spaß. Rico Rodriguez ist ein Ein-Mann-Abrisskommando – und seine Taten werden spektakulär wie nie in Szene gesetzt.“
„Unkompliziert, explosiv, wunderbar!“
Eurogamer, das Spiele schon länger nicht mehr mit Zahlen bewertet, kommt ebenfalls zu einem positiven Urteil, Just Cause 3 ist demnach „Empfehlenswert“. Das Magazin weist ausdrücklich darauf hin, dass die PC-Fassung klar zu bevorzugen sei: Die Konsolenversionen kämpfen derzeit beide mit teils größeren Problemen, was vor allem die Framerate betreffe. Ansonsten heißt es zum Spiel: „Unkompliziert, explosiv und wunderbar! Just Cause 3 bietet euch eine gewaltige Spielwiese, auf der ihr jede Menge Chaos anrichten könnt.“
Die Fahrzeuge im Spiel lassen sich nicht nur kapern, sondern eben auch für allerlei launigen Schabernack missbrauchen.
Wie andere Pressevertreter weist Eurogamer darauf hin, dass man hinsichtlich der Story kein oscarreifes Drehbuch erwarten dürfe, dies aber kaum ins Gewicht falle. Das wollen wir meinen, verehrte Kollegen! Denn wer bei einem Just Cause 3 ernsthaft die Story kritisiert, pfeift sich auch Brandi-Love-Filme rein und bestraft das Werk hinterher wegen der nicht ausgefeilten Liebesgeschichte auf Metaebene mit Punktabzug!
„Hirn aus, Spaß an“
Ominöses (vielleicht sogar eine Verschwörung weltweiten Ausmaßes, liebe Aluhut tragenden Mitleser!) gibt es von Gamestar zu vermelden. Dort fand sich am frühen Morgen eine Rezension, die das Spiel mit 81 von 100 Punkten bewertete. Diese war dann bis kurz vor Mittag offline. Der nun dort befindliche Test führt 76 von 100 Punkte an, mit folgendem Vermerk: „Auf manchen Testsystemen kam es zu Abstürzen, Einbrüchen der Bildrate und Grafikfehlern. Aufgrund dieser technischen Probleme werten wir das Spiel um sieben Punkte ab.“ Im Grunde bekommt Just Cause 3 also eine 83. Das Fazit: „Der krachigste Open-World-Titel des Jahres ist eine Spielwiese, die umso besser funktioniert, je weiter wir die Hirnaktivität zurückfahren.“
Die Rezensionen von 4Players, Giga Games, Spieletipps und Gamona waren bei Redaktionsschluss noch nicht online.