Gamesplanet Review-Übersicht - Heute: Mirror's Edge Catalyst
VON HARALD FRÄNKEL
Sollte man ein Spiel Mirror's Edge Catalyst nennen? Irgendwie klingt das doch nach Grafikkartentreiber, oder? ;) Wie auch immer: Am Donnerstag, 9. Juni, ist Release für das zweite Abenteuer rund um die geschmeidige Heldin Faith. Die ersten Tests der Fachpresse sind vielversprechend.
Schon das erste Mirror's Edge machte die Sportart Parkour im Jahr 2008 zum zentralen Spielmerkmal: Heldin Faith rannte und sprang derart körperlich eloquent von A nach B, dass das Wort „Frauenbewegung“ eine ganz neue Bedeutung erfuhr. Natürlich, man kennt dieses Gameplay-Element mittlerweile auch aus anderen Titeln - die bisweilen halsbrecherisch anmutende Turnerei gibt's in der Prince of Persia-, Assassin's Creed- und Tomb Raider-Reihe ebenso wie etwa bei Dying Light oder zuletzt in Uncharted 4. Doch in keinem der genannten Mitbewerber rückt die aus dem Französischen kommende sogenannte „Kunst der effizienten Fortbewegung“ derart in den Vordergrund.
Willkommen im Schwinger-Club: Faith über den Dächern der City of Glass.
Catalyst führt dies mit fast schon rigider Konsequenz fort: Faith hat es nun nicht mal mehr nötig, die Schießeisen von Widersachern zu erbeuten und zu benutzen. Es gilt, die Feindesbrut allein mit Eleganz im Nahkampf zusammenzufalten. Entsprechend sind bei der Mischung aus Action-Adventure und Jump ’n’ Run perfekt getimte Ausweichmanöver, Sprünge, Schwünge, Wandläufe, Tritte und Schläge in der Ich-Perspektive gefragt.
„Einzigartiges Konzept“
Übrigens: Beinahe wäre das neue Spiel gar nicht erschienen. Im Jahr 2011 kamen Gerüchte auf, wonach die Entwickler das Projekt eingestellt hätten. Faith - no more? Nein, die Spieleschmiede Dice, bestens bekannt durch die Battlefield-Serie, gab diesbezüglich Entwarnung. Sie konziperte Catalyst als kompletten Neustart (neudeutsch: Reboot). Der lässt das Vorgänger-Spiel hinsichtlich der Hintergrundgeschichte völlig außer Acht. Das zukunftspessimistische Szenario bleibt aber, sodass Faith erneut auf den Dächern der „City of Glass“ ums Überleben kämpft. Im Rahmen der dystopischen Story geht es auch wieder um ein totalitäres Regime als Feindbild.
PC Games bewertet das Spiel mit 85 von 100 möglichen Punkten. Mirror's Edge Catalyst sei nicht perfekt, mache aber vieles anders und besser als der Vorgänger. „Das Konzept ist immer noch so ziemlich einzigartig und begeistert auch im zweiten Versuch, mit packendem Flow und diesmal auch mit guter Geschichte“, resümiert Matthias Dammes. Die Rennerei und Turnerei mache jedenfalls selbst Sportmuffeln Spaß - auch wenn bisweilen etwas Frust aufkomme, sobald die später immer kniffliger werdenden Wege zum Missionsziel häufiger mit Bildschirmtoden enden.
Unsere leichtfüßige Heldin rennt schon mal gepflegt an der Wand lang.
„Es macht Spaß, sich in der Ego-Perspektive dynamisch in Parkour-Manier über die Dächer von Glass zu bewegen. Insbesondere die Abschnitte, in denen ihr etwas länger knobelt, um den richtigen Weg zu finden, fand ich sehr motivierend. Da zudem im späteren Verlauf neue Ausrüstung und Sprungkombinationen hinzukommen, bleibt die Motivation dauerhaft hoch“, schreibt Stefan Petersen im Review von Spieletipps. Das Magazin bewertet Mirror's Edge Catalyst mit 82 von 100 Punkten. Besonders hebt es die Spielmechanik als Alleinstellungsmerkmal hervor, es gebe eben nicht sonderlich viele Titel, die Parkour und Ego-Perspektive gekonnt verknüpfen.
Angriffe von oben verschaffen Faith Vorteile gegenüber männlichen Widersachern.
Bei Gamersglobal bekommt das Open-World-Spiel 8 von 10 Punkten. Benjamin Braun weist darauf hin, dass mit dem zweiten Teil der Reiz des Neuen verflogen sei. Die Klettereien und Challenges würden aber immer noch Spaß machen. „Die Story ist gut, wenn auch nicht überragend, und wird aufwendig in Szene gesetzt. Sogar die im ersten Moment gewöhnungsbedürftigen Neuerungen wie das multifunktionale Kletterseil erweisen sich als eine kleine, aber feine Bereicherung fürs Gameplay. Man kann Dice nicht vorwerfen, nichts Neues zu probieren. Allein die Tatsache, dass Faith nicht mehr Feinden die Waffen abnehmen und gegen sie einsetzen kann, verändert das Spielerlebnis deutlich – und zwar zum Positiven.“
Lob für den „Flow“
Bei Computer Bild Spiele wartet wie immer eine Bewertung im Schulnoten-System. Mirror's Edge Catalyst erreicht einen Durchschnitt von 2,08, was einem "Gut" entspricht. Im Test gibt's vor allem Lob für den „Flow – den steten Fluss der Bewegung“. Allerdings wartet der Text auch mit einiger Kritik auf, unter anderem an der Story und sterilen Umgebung.
Die Rezensionen von Gamestar, Gameswelt, 4Players, Gamona, Giga Games und Eurogamer waren bei Redaktionsschluss noch nicht online.