Gepriesen seien die Großen Alten: Stygian ist ein waschechtes, dunkles -- und anspruchsvolles -- cRPG!

UPDATE 2: PATCHES!

Noch sind zwar nicht alle Bugs behoben, aber das (sehr kleine) Indie Team hinter Stygian ist redlich bemüht, so schnell als möglich alles zu beheben, was ihnen intern nicht aufgefallen war -- da es eben wie erwähnt ein nur sehr kleines Team von wenigen Leuten ist, kann man das auch ein Stück weit nachvollziehen -- mit einer so kleinen Schnittmenge kann man unmöglich alle Kombinationen aus Spielverhalten, Timing, Hardware, etc pp, intern abbilden.

Heute, 30.09., ist der erste große Patch erschienen, und morgen soll direkt der nächste folgen -- man kann den Devs also zumindest nicht vorwerfen, daß sie sich keine Mühe gäben!

UPDATE: BUGS!

Aktuell, 27.09.19, ist das Spiel leider noch stark bug-anfällig, ich hab jetzt mehrfach Kämpfe gehabt, in denen keine Aktionen mehr möglich waren, weil das Spiel einfach nicht mehr reagierte, und auch beim Reisen über die Weltkarte bin ich in unlösbare Transition Bugs geraten, sodaß man auf einer halb-geladenen Karte feststeckt, die man eigentlich schon verlassen hatte.

Insofern müsst ihr euch selbst überlegen, ob ihr es jetzt schon wagen, oder lieber noch ein paar Patches abwarten wollt; so oder so ist das Spiel an sich wirklich klasse, siehe unten, nur leider noch nicht komplett poliert.

VORWORT

Einer der Tips des Ladebildschirms fasst es eigentlich perfekt zusammen, was euch mit Stygian erwarten wird:

"Es geht nicht darum, zu gewinnen -- es geht darum, es zu ertragen"

Nehmt euch das gut zu Herzen, denn Ertragen und Durchhalten sind Kernaspekte dieses durchaus komplexen, fordernden Titels!

STORY & SETTING

(selbstverständlich spoilerfrei)

Zu Beginn des Spiels habt ihr die Wahl aus verschiedenen bereits von den Entwicklern vorgefertigten Charakteren, ihr könnt aber selbstverständlich auch einen ganz eigenen Charakter von Grund auf selbst erstellen. Spielerisch wirkt sich das nicht weiter aus, die vorgefertigten Charaktere haben also keine eigenen Origin Stories oder ähnliches, sie stellen lediglich eine Hilfe für unerfahrene oder unsichere Spieler dar.

Mit diesem Charakter erwacht ihr nun in Arkham, einer der bekannten Ortschaften aus dem Lovecraft'schen Universum, neben Kingsport und Innsmouth.
Doch: "Erwachen" ist eigentlich nicht der richtige Begriff, denn alsbald wird euch klar, daß ihr euch in einem Traum befindet -- vermutlich euer eigener, also seid ihr des luziden Träumens mächtig, oder jedenfalls unter dem Einfluß mysteriöser Kräfte.
Alsbald erscheint euch auch eine nicht minder mysteriöse Gestalt, die euch zu folgen gebietet.

So beginnt Stygian, und zeigt euch auch gleich in den ersten Spielminuten, daß ihr es hier nicht einmal ansatzweise mit "heiler Welt" oder harmloser Kost zu tun bekommen werdet; das Spiel verzichtet dabei, besonders durch seinen künstlerischen Stil (ähnlich dem von Banner Saga), zwar auf explizite Splatter-Darstellungen (Blut gibt es aber freilich), das stört aber kaum, da der Schwerpunkt des Lovecraft'schen Horrors schon immer unterschwellig, psychologisch verstörend und in der Phantasie stattfindend ausgelegt war.

Das schafft auch Stygian ganz hervorragend, da ihr im Verlauf nicht nur auf eure Lebenspunkte, sondern auch auf eure geistige Gesundheit Acht geben müsst -- bekommt euer Charakter Angst, oder verfällt er gar in Panik, sieht er besonders abstoßende, schreckliche, nicht mit der Realität vereinbare Szenen (... oder Wesen ...), dann verliert er zusehends an geistiger Stabilität, und nähert sich so immer mehr dem Wahnsinn an.

Ja, richtig gelesen:
In Stygian können euer Charakter, aber auch die Companions, durchaus im Laufe der Zeit wahnsinnig werden, und von eher harmlosen und unterhaltsamen Ticks bis hin zu manischen Zwängen alles entwickeln!

Gesteuert wird dies zusätzlich noch durch einen zweiten Wert:
ANGST (auch im Spiel so geschrieben)

Angst akkumuliert sich parallel zu den Erfahrungspunkten, und steigt eben immer dann, wenn euer Charakter etwas besonders Schreckliches durchleben musste -- ist der ANGST-Balken weit genug gefüllt für ein Level Up, so müsst ihr nun für euren Charakter einen Malus aus einer Liste auswählen.

Zur Wahl stehen unter anderem so schöne Dinge wie Blutlust, was dazu führt, daß ihr konstant geistige Gesundheit verliert, sofern ihr nicht regelmäßig in Kämpfe involviert seid, oder auch Konzentrationsstörungen, die euch konstant geistige Gesundheit verlieren lassen, sobald ihr eine Weile lang keine Quests erledigt und keine Investigationen weiter vorantreibt.

All dies soll also den psychologischen Verfall der Charaktere abbilden, soll zwanghaftes Verhalten widerspiegeln, und euch ganz bewusst so auch ein Stück Freiheit und Kontrolle beim Spielen entziehen, weil der Charakter durch den fortschreitenden Wahnsinn nach und nach immer mehr gewissermaßen ein Eigenleben entwickelt.

Selbstverständlich habt ihr aber auch mehrere Möglichkeiten, eure geistige Gesundheit wieder zu regenerieren -- als ein augenzwinkerndes Beispiel sei genannt, daß jedwede Form von Erleichterung einen positiven Effekt haben kann, also auch ein Stelldichein mit einer Prostituierten.
Allerdings nur dann, wenn der Sex Appeal (kein Witz, tatsächlicher Stat) eures Charakters hoch genug ist, denn selbst Prostituierte haben in Arkham klare Standards. ;)

UMFANG & SPIELZEIT

Die Devs haben sich selbst dazu auf Steam geäußert, und mitgeteilt, daß ihr Story Script zwar eigentlich für 50+ Stunden Spielzeit gereicht hätte, sie ein derart großes Projekt als kleines Indie Dev Team aber nicht hätten stemmen können.

Deswegen haben sie sich letztlich dazu entschieden, diesen ersten Teil (erneut ähnlich zu Banner Saga) hinsichtlich der übergreifenden Hauptgeschichte mit einem Cliffhanger enden zu lassen, und die Geschichte mit einem irgendwann (hoffentlich) erscheinenden Nachfolger dann weiterzuerzählen.

Laut der Devs wäre die einzige Alternative dazu gewesen, das finale Kapitel massiv zu rushen, also nicht auf dem selben Niveau wie die vorgehenden Kapitel zu entwickeln, und das wollten sie weder ihrem eigenen "Baby", noch uns Spielern zumuten.

Ihr könnt also, ebenso laut Devs direkt, eine Spielzeit von etwa 12 - 15 Stunden beim ersten Durchgang erwarten, und die Devs betonen, daß das Spiel aber ausdrücklich auf hohe Wiederspielbarkeit auslegt worden seie, da sich gewisse Entscheidungen deutlich auf den Verlauf der Geschichte auswirken sollen, und zusätzlich auch die unterschiedlichen Archetypen andere Motivationen mitbringen, die sie in Arkham verfolgen.

FAZIT

Stygian ist kein normales cRPG, hier gibt es garantiert kein Happy End, und auch zwischendrin erlebt ihr Elend, Gewalt, Grausamkeit und schlichtweg wortwörtlich unvorstellbaren Horror.

Der Schwierigkeitsgrad ist anspruchsvoll bis hoch, das Spiel verzeiht kaum Fehler und ist einfach grundsätzlich erst gar nicht darauf ausgelegt, dem Spieler eine Erfolgsgeschichte zu erzählen.

Damit schließt sich dann auch der Kreis:
Vergesst das Gewinnen, versucht erst einmal zu überleben!

ph'nglui mglw'nafh Cthulhu R'lyeh wgah'nagl fhtagn