The Outer Worlds im Test – so wertet die deutsche Presse
VON HARALD FRÄNKEL
RPG-Fans freuen sich auf den Release von The Outer Worlds. Zu Recht, denn die ersten Tests über die Hommage auf die Fallout-Reihe sind voll des Lobes! 4Players vergibt einen Award, Spieletipps den Goldenen Joystick und für Eurogamer entpuppt sich das Rollenspiel im Review schlichtweg als „Herausragend“.
Das Science-Fiction-Rollenspiel The Outer Worlds war schon immer als nächste Evolutionsstufe von Fallout: New Vegas geplant, daran ließ der leitende Entwickler Leonard Boyarsky von Obsidian Entertainment nie einen Zweifel. Der bekannte Spieledesigner – er gilt als einer der Väter von Fallout (1997), Vampire: The Masquerade Bloodlines (2004) und Diablo 3 (2012) – hat Wort gehalten. Mit der klassischen Singleplayer-Erfahrung The Outer Worlds landet der wahlweise als Männlein oder Weiblein geklöppelte Protagonist am Rand des Universums. Wie er in der dortigen menschlichen Kolonie Hacyon sein Leben verbringt, bleibt ihm überlassen. Der Spieler mimt dank des komplexen Charaktersystems in der Ich-Perspektive einen Helden oder Bösewicht, einen Kämpfer oder Redner, Ehrenmann oder Lügner, Waffennarr oder Leisetreter ... und so weiter und so fort.
Klar, im Spiel gibt es sowohl Nahkampfwaffen als auch Knarren.
RPG-Fans erleben das Abenteuer alleine oder mit bis zu zwei computergesteuerten Begleitern. Sechs stehen zur Wahl. Kern der actionreichen Kämpfe ist die sogenannte Zeit-Dilatation. Das Pendant zum fallout'schen V.A.T.S.-Systems lässt das Geschehen langsamer ablaufen. Während dieser Zeitlupenphasen sind gezielte Angriffe möglich – so lässt sich der Gegner beispielsweise mit einem Treffer in die Körpermitte umwerfen.
„Vielschichtige Figuren“
4Players vergibt in einem megaumfangreichen Test 86 von 100 Punkten und einen Gold-Award. „Das Spiel fühlt sich an wie eine Mischung aus Fallout New Vegas, Mass Effect und Firefly [eine TV-Serie/Anm. d. Redaktion]. Ein futuristischer Western, der mit seinem schwarzen Humor zum Schmunzeln, aber mit seinen vielschichtigen Figuren und gesellschaftskritischen Themen auch zum Nachdenken anregt“, attestiert Jörg Luibl. „Hier werden endlich mal wieder Rollenspieler belohnt, die gerne in rhetorische Fähigkeiten sowie subtile Manöver investieren. Trotzdem kann man nicht nur schleichen oder dipomatisch überzeugen, sondern es so richtig krachen lassen und Bad Ass spielen! [...] Freut euch auf eine kreativ designte Spielwelt, klasse Dialoge, freie Entwicklung, mehrere Fraktionen, lebendige Party-Interaktion, gut verzahnte Quests mit einigen tollen Überraschungen sowie martialische Gefechte.“
„Leichtfüßiger Humor“
Auch Spieletipps adelt das Spiel mit einem Award. Zum Goldenen Joystick gibt es 85 von 100 Punkten obendrauf. Es sei eine gelungene Gratwanderung zwischen leichtfüßigem Humor, schwer auf der Seele lastenden Entscheidungen und deren Konsequenzen, so Mandy Strebe. Als Fallout-Fangirl habe sie das RPG nicht mögen wollen, gibt sie zu. The Outer Worlds habe es trotzdem geschafft, sie in den Bann zu ziehen und nicht wieder loszulassen. „Die Charakterentwicklung sorgt für ein individuelles Erlebnis, in dem jeder einen bevorzugten Spielstil finden wird. Die Spezialisierung im fortgeschrittenen Levelbereich, bringt langfristig noch mal ausreichend Abwechslung.“
Der gewaltige Planet am Horizont trägt zur fremdartigen Sci-Fi Stimmung bei.
„Detailverliebtes Universum“
Bei Eurogamer gibt es keine Benotung, das Magazin packt für The Outer Worlds aber das seltene Prädikat „Herausragend“ aus. Im Review von Martin Woger heißt es unter anderem: „Obsidians größte Leistung in The Outer Worlds ist es, auf Anhieb ein ausgefeiltes, detailverliebtes Universum hinzustellen, bei dem man meinen könnte, dahinter stünde ein umfassendes Pen-&-Paper-System, und es bediente sich aus zig Büchern. Dazu kommt ein komplexer Quest- und Dialogaufbau, der höchstens Vergleiche mit den ganz großen Monstern wie Divinity: Original Sin 2 scheuen muss, sympathische und unterhaltsame Charaktere, alles eben, was so ein Spiel braucht. Das Shooter-Gameplay wurde schon für sich spaßig genug umgesetzt, dass es keine Bürde sondern ein Bonus ist.“
„Einzigartige Atmosphäre“
Mit 83 von 100 Punkten ist Gamestar im Reigen preisender Beurteilungen vertreten. The Outer Worlds sei die Singleplayer-Alternative für Fallout-Fans, die nicht mehr auf New Vegas 2 warten wollen. „Jede Dialogzeile, ja sogar jeder Notizeintrag auf einem irgendwo versteckten Computer ist exzellent geschrieben, jedes Wort zahlt auf die beklemmend-lustige, einzigartige Atmosphäre ein“, heißt es von Markus Schwerdtel. Kollege lobt: „Mit The Outer Worlds bekommen wir mal wieder ein Rollenspiel zum Austoben: Immerhin bieten die Individualisierungsmöglichkeiten und Lösungswege genügend Fleisch, um einen zweiten oder dritten Durchgang zu rechtfertigen.“
Ellie ist eine von sechs potenziellen Begleitern in The Outer Worlds.
„Stark geschriebene Dialoge“
Felix Schütz von PC Games ist The Outer Worlds 8 von 10 Punkten wert. „Obsidian liefert kurz vor Jahresende ein rundum sympathisches, überaus stimmungsvolles Abenteuer, das im Großen und Ganzen das liefert, was ich mir erhofft habe: Ein wunderbar abgeranztes Sci-Fi-Setting, liebenswerte Figuren und stark geschriebene Dialoge voller Entscheidungsmöglichkeiten. Allein dafür habe ich es gerne durchgespielt! Auch die klar erkennbaren Einflüsse aus Fallout: New Vegas gefallen mir, fast fühlt sich das Spiel wie eine unheimlich aufwendige Mod an, die nun als Remake mit der Unreal Engine umgesetzt wurde. Ja, das ist ein Lob!“
„Welt voller kleiner Geschichten“
Ebenfalls 8 von 10 Punkten steuert GamersGlobal per Review bei. „Vieles in The Outer Worlds erinnert an Fallout 3 oder das bereits erwähnte New Vegas. Obsidian setzt jedoch mit dem actionlastigeren Kampf-, dem relativ frei bereisbaren Sternensystem oder den Begleitern ganz eigene Akzente, die das Spiel entscheidend vom offenkundigen Vorbild abheben“, schreibt Benjamin Braun. „Mir hat The Outer Worlds gut gefallen, da die Kerntugenden enthalten sind, die Obsidian schon immer auszeichneten: Die Welt steckt voller kleiner Geschichten, interessanten und humorvollen Begegnungen und gewährt mir in den Quests fast immer so viele Alternativen, dass ich mich mitten im Geschehen wähne.“
Ein anderer Blick auf The Outer Worlds vermittelt die dystopische Seite.
„Originelles Art Design“
Andreas Phillipp von Gameswelt hebt in seinem Test die schicke Dystopie aus Megacorporations, Machtkämpfen, Ganoven und Überlebenskünstlern hervor. „Das Art Design ist ebenfalls gefällig. Auch hier kommen nicht selten Erinnerungen an New Vegas auf, spätestens beim Anblick von Waffen und Rüstungen, garniert mit Einflüssen aus den 50er-Jahren. Die Spielwelt punktet mit einer Menge schwarzem Humor, gepaart mit einer Portion durchaus satirischer Gesellschaftskritik. Wer auf spritzige Dialoge, originelles Art Design und vielen Freiheiten bei der Lösung von Quests steht, wird damit zweifelsohne sehr glücklich.“
Computerbild Spiele und Giga Games hatten bei Redaktionsschluss für diesen Artikel noch keine Tests online gestellt.
Die relevantesten deutschen Tests auf einen Blick
4Players: 86/100 und Gold-Award (Test lesen)
Spieletipps: 85/100 und Goldener Joystick (Test lesen)
Eurogamer: „Herausragend“ (Test lesen)
Gamestar: 83/100 (Test lesen)
PC Games: 8/10 (Test lesen
GamersGlobal: 8.0/10 (Test lesen)
Gameswelt: „Ein etwas anderes Sci-Fi-Abenteuer“ (Test lesen)