Wartales Early Access: Überblick und erste Eindrücke
VON SEBASTIAN BEYER
Wartales ist ein Open World Sandbox RPG, also ein Spiel, welches dem Spieler die größtmöglichste Freiheit erlauben will, das Spiel genau so zu spielen, wie es ihm oder ihr am meisten Spaß bereitet.
Ob Wartales dies im Early Access bereits schafft, was es zu bieten hat und wie es sich spielt, das möchte ich euch nun in diesem kurzen Preview einordnen.
"Open World Sandbox RPG" ist erstmal sehr breit gefasst, heißt es doch im Wesentlichen: Tu was Du willst, wann Du willst, wo Du willst.
Genau das ist auch tatsächlich das erklärte Ziel der Entwickler von Wartales, welches sie durch eine von vornherein dem Spieler vollständig offenstehende Spielwelt erreichen wollen.
Gameplay auf der Adventure Map
Nachdem ihr euch im Startmenü einen Spielstart ausgesucht habt, welcher im Wesentlichen bestimmt, welche militärischen Klassen eure vier Startsöldner haben, welcher Hintergrund sie verbindet, und weshalb sie nun gemeinsam das Leben des Söldners gewählt haben, geht das Spiel auch schon direkt auf der Adventure Map los.
Auf dieser Karte schaut ihr von recht weit oben auf eure gesamte Truppe herab, die dadurch relativ klein wirkt, was aber wiederum die Welt um sie herum umso größer wirken lässt, und das ist auch in der Tat ganz relevant, denn: die Spielwelt ist alles andere als klein, die Entfernungen zwischen wichtigen Punkten auf der Karte, etwa größeren Siedlungen, verlangen ausdauernde Fußmärsche von euren Recken, und damit auch von euch eine gewisse Geduld, da es keinerlei Fast Travel-Optionen gibt.
So zieht ihr also in Wartales' Adventure Map durch die Lande, und entdeckt nach und nach die Welt um euch herum, was wiederum auch ein relevantes System des Spiels ist, da ihr so Wissenspunkte erhaltet, die ihr wiederum in passive Perks investiert, oder so auch Crafting-"Rezepte" freischalten könnt.
Auch ansonsten lohnt es sich enorm, die Welt und ihre Locations gründlich zu erkunden, da ihr nur so und immer nur Stück für Stück, die zivilen Klassen/Berufe für eure Söldner entdecken und somit freischalten könnt.
Sobald ihr etwa das erste Mal eine Schmiede gefunden und den Amboss benutzt habt, fordert euch das Spiel auf, einen eurer Söldner fortan zum Schmied zu machen, damit ihr Zugriff auf diesen Aspekt des Craftings haben könnt.
Gleiches gilt auch für alle anderen zivilen Berufe, etwa Fischer, Dieb, Bergbau, und so weiter; erst wenn ihr etwa eine Mine besucht und eine Erzader gefunden habt, schaltet ihr den Bergbau-Beruf frei.
Aber natürlich seid ihr nicht bloß mit friedlicher Erkundung beschäftigt, auch wenn ihr das bevorzugt macht, denn die Welt ist in Aufruhr, voller Gefahren, und somit auch voller Gelegenheiten für eure Söldnertruppe, um ordentlich davon zu profitieren.
Seien es Wolfsrudel oder Wildschweinrotten, die euch unvermittelt im dichten Wald überraschen, oder Flüchtlinge auf dem Feldweg; ihr allein entscheidet, ob und wen ihr attackieren wollt, wie ihr euch benehmen und moralisch positionieren wollt.
Helft ihr so etwa den angesprochenen Flüchtlingen, in dieser Region ein neues, besseres Leben aufbauen zu können, oder helft ihr lieber den alteingesessenen Landbesitzern, denen es so gar nicht passt, daß die Flüchtlinge ungefragt ihr Land besetzen und in Beschlag nehmen?
Diese moralischen Entscheidungen überlässt Wartales dabei vollständig dem Spieler, ein dediziertes Moralsystem als Gameplay-Element gibt es nicht; lediglich die jeweiligen Wachen und Soldaten der Region, in der ihr Verbrechen begeht, werden dann natürlich nach und nach immer mehr auf eure Truppe aufmerksam und möchten irgendwann ein Wörtchen mit euch reden... ;)
Gameplay im rundenbasierten Kampfsystem
Kommt ihr auf der Adventure Map in Kontakt mit einer feindlichen Einheit, (oder diese mit euch), und ihr versucht nicht, zu fliehen, dann schaltet Wartales in den Kampfmodus, und bringt hierfür ein paar Neuerungen für sein rundenbasiertes Kampfsystem mit, die auch Veteranen rundenbasierter RPGs so noch nicht unbedingt kennen.
Die Kampfkarten passen sich erst einmal optisch wunderbar dem Teil der Welt, sowie dem dort gerade herrschenden Wetter an, in dem ihr euch vor Kampfbeginn auch tatsächlich befandet, und bieten verschiedene Merkmale, die erheblichen Einfluß auf eure taktischen Planungen haben können und sollten. So habt ihr es etwa in einem Gewitter nicht nur mit zufällig einschlagenden Blitzen in jeder Runde zu tun, die erheblichen Schaden verursachen, sondern durch den Regen eben häufig auch mit matschigem Untergrund, wodurch das Vorankommen der Kämpfer deutlich erschwert wird; selbstverständlich gilt das aber für den Gegner ganz genauso wie auch für euch.
Bevor der Kampf dann konkret beginnt, gibt euch Wartales zunächst die Gelegenheit, eure Einheiten auf vorgegebenen Positionen zu verteilen, was besonders für weniger robuste Einheiten wie Schurken oder Bogenschützen ganz besonders relevant ist, damit sie nicht direkt in der ersten Runde vom Feind überrannt und ausgeschaltet werden.
Für die Bogenschützen, und teils auch für alle anderen Einheiten, gibt es hier eine der erwähnten Abweichungen von der klassischen Rundenkampf-Formel: es gibt keine %-to-Hit-Zufallsberechnungen für Fernkampfattacken, stattdessen geht es einzig und allein um den Abstand zwischen Schütze und Ziel, sowie eine möglichst freie Schußbahn.
So trifft ein Bogenschütze grundsätzlich immer, sofern er nah genug am Ziel steht — höherwertige Bögen bieten höhere Reichweiten — und sofern seine Schußbahn nicht blockiert wird; steht einmal doch ein eigener Söldner ganz nah am anvisierten Ziel, dann gibt es hier dann die einzige zufällige Chance, nämlich ob der Schütze sein tatsächliches Ziel, oder den eigenen Verbündeten trifft.
Es gibt allerdings natürlich auch Fähigkeiten, die es dem Bogenschützen erlauben, sich besonders zu konzentrieren, und so seine Präzision deutlich zu erhöhen, und ebenso warnt euch das UI deutlich davor, wenn die Gefahr des Friendly Fire-Treffers besteht.
Jetzt fragt ihr euch vielleicht, weshalb man dann nicht diese Konzentrationsfähigkeit jedesmal einsetzen würde, und damit kommen wir zur zweiten Besonderheit des Kampfsystems von Wartales:
Ruhmpunkte — diese Punkte sind ein zusätzlicher Ressourcenpool, welcher nur für den Kampf relevant ist, aber nur im Zeltlager (mehr dazu unten) wieder aufgefüllt werden kann. Das macht den vorsichtigen Umgang mit dieser mächtigen Ressource ganz besonders essentiell, denn praktisch alle besonderen Fähigkeiten eurer Söldner kosten zur Aktivierung Ruhmpunkte.
Zwar gibt es nach und nach für eure Kämpfer die Chance, passive Traits zu erlangen, oftmals direkt im Kampf nach einer besonders gelungenen Aktion, sowie per Level Up wählbare passive Fähigkeiten mit Bedingungen, die es euch erlauben, etwa pro Kill, oder durch Enden des Zugs neben einem Verbündeten, temporäre Ruhmpunkte zu generieren, aber diese sind, wie der Name schon sagt, nur für diesen einen Kampf einsetzbar und verschwinden nach Kampfende wieder.
So seid ihr also immer darauf angewiesen, genau zu planen, ob ihr die verbliebenen Ruhmpunkte in dem aktuellen Kampf wirklich ausgeben wollt, oder lieber für Notfälle aufspart, denn die KI-Truppen können euch ja eben auch jederzeit überfallen.
Zuguterletzt hat das Kampfsystem von Wartales noch eine dritte Besonderheit, nämlich das Moral-System, im Sinne der Kampfmoral eurer Truppe und der gegnerischen; seid ihr besonders brutal oder effektiv, steigt eure eigene Moral, und die des Gegners nimmt ab, was euch nach und nach Boni auf Schaden und Verteidigung gibt, dem Gegner entsprechende Mali.
Habt ihr schließlich den Gegnern vollständig des Siegesmut genommen, kann es sogar dazu kommen, daß die verbliebenen Truppen zu fliehen versuchen, woraufhin das Spiel euch fragt, ob ihr dies erlauben wollt, oder lieber den Kampf blutig beenden wollt.
Lasst ihr die Gegner fliehen, ist der Kampf für euch schneller beendet, ihr riskiert weniger Verletzungen, weniger Reparaturkosten für die Rüstungen eurer Söldner, gleichsam bekommt ihr dann aber auch entsprechend weniger Erfahrungspunkte, da ihr nicht alle Gegner erledigt habt, und auch beim Loot fehlen natürlich die Objekte der entkommenen Kämpfer.
Ohne Camp ist schnell Game Over
Abschließend möchte ich euch noch kurz, wie versprochen, die Mechaniken des Camps vorstellen, da diese ganz besonders essentiell für euren Erfolg in Wartales sind:
Während ihr die Adventure Map erkundet, wird eure Truppe nach und nach immer erschöpfter und hungriger, und als Anführer eurer Söldnertruppe ist es an euch, dafür zu sorgen, daß ihr immer genug — und die richtigen (!) — Nahrungsmittel dabei habt, und regelmäßig rastet, denn nur in eurem Camp könnt ihr essen und nicht zuletzt auch eure Söldner entlöhnen, denn natürlich wird auch in regelmäßigen Abständen der Sold fällig.
Das alles wiederum spielt eine so wichtige Rolle, weil dadurch gleich drei wichtige Ressourcen beeinflußt werden: Zufriedenheit, Einfluß, sowie die bereits erwähnten Ruhmpunkte; Zufriedenheit generiert ihr durch das Rasten an sich, sofern ihr genug Nahrung für alle Söldner bereitstellt, und auf ihre Vorlieben achtet, (so brauchen Säufer etwa regelmäßig ihren Alkohol), und dadurch, wieviele Einheiten ihr pro Rast dem Lagerfeuer zuteilt, anstatt sie auch im Lager noch arbeiten zu lassen.
Ja, richtig gelesen: euer Camp ist in Wartales mehr als nur Staffage, tatsächlich könnt ihr einige Berufe nur hier ausüben, indem ihr etwa zunächst einen Kochtopf herstellt, und diesen dann frei auf der Camp Map platziert, könnt ihr (nur) so den Beruf des Kochs freischalten und künftig einen eurer Söldner während der Rast als Koch arbeiten lassen, um so nicht nur besonders sättigende Mahlzeiten craften zu können, sondern auch den Hunger der Truppe um -2 zu verringern, ergo weniger Nahrungsmittel pro Rast zu benötigen.
Das ist nur ein Beispiel von vielen, und ich möchte hier auch nicht zuviel verraten, sondern euch die Entdeckungen selber genießen lassen, denn genau davon lebt Wartales schließlich: das Spiel nach und nach zu erforschen und entdecken, und sich jederzeit frei für seine gerade beliebteste Aktivität entscheiden.
Ich hoffe, mein Überblick hat euch gefallen, und daß ihr auch ganz viel Spaß mit diesem Spiel haben werdet!