WB empfiehlt: Landnama – darum funktioniert das Wikinger-Aufbauspiel so gut
Plagen, Kälte, furchtlose Siedler: Strategieexperte Writing Bull hat mit seinen Wikingern Island besiedelt und er ist trotz aller Entbehrungen mit seinem Umzug in Landnama glücklich. Warum, erzählt er euch hier.
Strategiespielexperte Writing Bull scheut sich nicht davor, auch mit wenigen Ressourcen in ungemütlichen Gefilden zu siedeln - wenn es so viel Spaß macht wie in Landnama. Nur drei befreundete Entwickler haben das Aufbauspiel mit viel Herzblut realisiert. Herausgekommen ist ein kleines und auch sehr günstiges Besiedelungs-Spiel des Sonderland-Trios, das wieder einmal mehr beweist, dass die guten Games nicht unbedingt immer das Ergebnis teurer Produktionen sein müssen. Hier lest ihr sein Fazit.
WB EMPFIEHLT: Landnama
Publisher: Sonderland
Entwickler: Sonderland
Überleben wir den klirrend kalten Winter? Oder wird unser Wikinger-Klan erfrieren und von der Geschichte vergessen werden? Beim neuen Roguelite-Spiel Landnama spielen wir die Landnahme Islands durch die Nordmänner nach – und zittern ums Überleben, wenn Schnee und Eis unsere Siedlung überfallen.
Etwa tausend Jahre ist es her, dass Wikinger-Klans Island entdeckten und versuchten, dort erstmals Fuß zu fassen. Mit wenigen Vorräten, fremd in der Windnis, voller Furcht vor Naturgewalten, Göttern und Geistern. Aber auch beseelt mit Entdeckerdrang und der Hoffnung, mit Glück und Geschick an der Küste eine neue Heimstatt zu errichten.
Was für eine gewaltige Herausforderung! Und was für eine großartige Aufgabe für ein Roguelite-Spiel. Landnama erscheint am 31. Juli und lässt uns Möchtegern-Wikinger genüsslich leiden. Auf einer Zufallskarte und in einem behelfsmäßig gezimmerten Gutshaus, mit Blick auf das Meer und in den Nebel des Krieges.
Herzblut heißt die einzige Ressource im Spiel. Sie verkörpert unseren Widerstandsgeist und den Willen zu überleben. Jeden Winter aufs Neue werden wir auf die Probe gestellt, wenn uns Schneestürme in unserem Blockhaus einschließen, wenn unsere Vorräte schwinden und unsere Zuversicht. Jeder Winter kostet uns Herzblut: um so mehr, je mehr Jahre vergehen, je mehr wir vom Umland gesehen und je mehr Gebäude wir errichtet haben – denn der Klan verliert die Zuversicht, wenn wir ihm als Anführer zwar die größten Anstrengungen abverlangt, aber zu wenig Erfolg geboten haben.
Von Frühling bis Herbst schicken wir unsere Kundschafter über die Insel und decken sie Hexfeld um Hexfeld auf. Wirtschaftsgebäude wie Holzfäller, Jagdstände, Fischer, Torffarmen und Tierweiden können wir bloß einmal errichten, möglichst auf Bonusfeldern und ungenutzten passenden Feldern in der Nähe. Viermal im Jahr fahren wir die Ernte ein und stärken unser Herzblut. Einmal im Jahr sucht uns eine Plage heim und stellt uns vor die Wahl, mit welchem von zwei Missgeschicken wir eher vorlieb nehmen wollen.Und jeden Winter aufs Neue bangen wir, wie die Schicksalsgötter würfeln: Wir kennen vorab bloß das Minimum und das Maximum dessen, das wir dabei an Herzblut verlieren können. Übersteigt der Verlust unsere Vorräte, können wir ihn ein einziges Mal auf das Minimum hinunterdrücken. Ist unser Herzblut ein zweites Mal verzehrt, gehen wir unter.
Einen Erfolg können wir dagegen feiern, wenn wir unsere Heimstatt komplett ausgebaut haben. Dann geht es mit der nächsten Region Islands weiter. Versiegt unser Herzblut, ist unser Klan verloren, und wir dürfen mit einem anderen das Abenteuer neu versuchen, gestärkt mit den Vorteilen, die wir bei früheren Versuchen gewonnen haben. Haben wir alle verfügbaren Klans in den Untergang geschickt, sind wir dagegen gescheitert.
Landnama (gesprochen: „Lann-nau-ma“), ein Indie-Projekt von drei Freunden aus Deutschland, Frankreich und Kanada, ist schmucklos inszeniert: mit karger Grafik, düster raunenden Tonfolgen und einfachen Text-Events. Aber den Entwicklern gelingt es wunderbar, aus der strengen Spielwelt und wenigen eingängigen Regeln spannende Abenteuer entstehen zu lassen – und uns Winter für Winter zittern zu lassen!
Writing Bull hat seine Hörner zwar längst abgestoßen, gehörnte Helme trägt er aber noch ganz gern.