Gamesplanet Review-Übersicht - Heute: Street Fighter V
VON HARALD FRÄNKEL
Der König des Beat 'em Up hat mit dem Release von Street Fighter V einen neuen Würdenträger. Dieser schlägt sich gut, wie die ersten Tests der Fachpresse beweisen.
Treffen sich zwei Kampfsportler, fällt einer um - sorry für den Kalauer, aber bei Street Fighter 5 geht's genau darum: Dass es klatscht, und zwar keinen Applaus. Zwei Prügelknaben (oder Boxluder) dreschen so lange mit Hand und Fuß aufeinander ein, bis einer am Boden zerstört ist. Dabei gilt der Haudrauf-Titel aus dem Hause Capcom gewissermaßen als das Königsspiel des Genres; hier haben sogenannte Button-Masher, die wild und unkoordiniert irgendwelche Knöpfe an Gamepad oder Arcade Stick drücken, selbst mit dem Glück eines Gustav Gans keine Chance gegen trainierte Könner. Bei Street Fighter gewinnt ausnahmslos der, der Angriffe, Abwehrmechanismen und Spezialfähigkeiten am besten studiert und verinnerlicht. Wer das ist, ermitteln Wohnzimmer-Bruce-Lees bei regelmäßigen Turnieren, die in einer Weltmeisterschaftsendrunde gipfeln.
PC Games bewertet den neuen Ableger der Reihe mit sehr guten 84 von 100 Punkten. Lob gibt es, wie kaum anders zu erwarten, für die Spielmechanik, gerade wegen der neuen V-Skills. Die seien bei jedem Charakter einzigartig. „Goldlöckchen Ken Masters etwa setzt zum kurzen Spurt an, Birdie verteilt Bananenschalen und ausgetrunkene Energy-Drink-Dosen in der Arena und Mastermind Bison absorbiert gegnerische Projektile. Das sorgt nicht nur für jede Menge Abwechslung - der Cast alleine ist schon sehr gut gemischt - sondern animiert einen dazu, sich noch tiefgreifender mit der Materie zu beschäftigen.“ Wer nicht genau wisse, welche potenziellen Möglichkeiten alle Figuren besitzen, werde schnell das Handtuch schmeißen.
Vier neue Charaktere
Kritik muss sich das Spiel im Review vor allem wegen des Umfangs gefallen lassen. „Das jetzige Ergebnis ist ein wenig überschaubar ausgefallen und hat somit noch viel Luft nach oben.“ Immerhin verspricht der Hersteller, Street Fighter 5 wie den Vorgänger über Jahre mit Downloadcontent zu erweitern und zu perfektionieren (laut PC Games bis zum Ende der Playstation-4-Ära). Wobei der DLC durch „Fight Money“ komplett erspielbar sein soll, sodass nur Ungeduldige in die Echtgeld-Kasse greifen müssen. Hinzu kommen im Lauf der Zeit nicht nur neue Kämpfer, sondern auch Spielmodi, wie etwa im Juli eine cineastisch präsentierte Storykampagne.
Aktuell stehen 16 in typisch überzeichneter Comic-Optik dargestellte Damen und Herren bereit, die sich in elf Arenen, genannt Stages, die Köppe einhauen. Auf Solisten warten zwei Modi, Survival und eine Mini-Kampagne, die als Aufwärmübungen für den Multiplayer dienen - Herzstück ist definitiv der Online-Modus. Neu ins Aufgebot der Pixelkrieger gelangten der bärenstarke Rastamann Necalli, der sehr bewegliche Wüstenprinz Rashid, die ebenfalls überdurchschnittlich mobile Laura aus Brasilien und ein gewisser F.A.N.G., der über sehr große Reichweite verfügt.
Energieheilerin Chun-Li bekämpft die Magenprobleme von M. Bison durch Handauflegen
All das ist Gamersglobal im Test 8 von 10 Punkte wert. Auch hier fehlt der Hinweis auf den relativ geringen Umfang nicht. Dafür bekommt das Prügelspiel massig Lob für die Technik. Es ist in den Bereichen Optik und Akustik gleichermaßen stark: „Mit seinem Comic-Look irgendwo zwischen den alten Teilen und Street Fighter 4 sagt es mir visuell deutlich stärker zu. Und spielerisch gibt es ohnehin wenig zu meckern. Die Musik ist gut; sowohl Sprachausgabe (auf Wunsch auf Japanisch umstellbar) und Soundeffekte geben sich passend brachial.“ In der Summe gelangt das Online-Magazin zu folgendem Urteil: „Street Fighter 5 macht mächtig Laune und ist für onlinewillige Prügelspiel-Fans auf PC und PS4 ein Pflichtkauf.“
„Charaktere als Lustobjekt“
Auch Giga Games kommt zu dem Schluss, dass Fans bedenkenlos zuschlagen können (Wertung: 8 von 10 Punkte). Hauptkritikpunkt ist die Darstellung einiger weiblicher Charaktere. „Rainbow Mika und Laura Matsuda sprengen jeglichen Rahmen des guten Geschmacks. Das Outfit, das Laura in ihrer Story trägt, würde nicht einmal in einem Porno angemessen wirken. Zusammen mit Cammy wird die Position dieser Charaktere als Lustobjekt mit degradierenden und voyeuristischen Kameraeinstellungen nur zementiert“, schreibt der männliche Rezensent. Besonders positiv: „Street Fighter 5 hat an den richtigen Stellen geschraubt. Es ist immer noch ein komplexes Spiel, aber charakterübergreifende Regeln für Moves und ein runtergeschraubtes Set an Special Moves sorgt für mehr Übersichtlichkeit. Das Spiel sieht mit seinem visuell farbenfrohen Stil fantastisch aus, der Soundtrack sitzt.“
Cammy White, auch Killer Bee genannt, rammt beim Rückwärtseinparken ihren Hintermann
Bei Computer Bild Spiele gibt's wie immer eine Schulnote, Street Fighter 5 erreicht einen Schnitt von 1,78. Gerade zum Einstieg hadere das Spiel etwas mit der mageren Vielfalt. Aber auch nach über 25 Jahren der Straßenkämpfe mache die Klopperei unheimlich Spaß. Vor allen Dingen online oder im lokalen Versus-Modus glänze der fünfte Teil der Serie.
Ausstehende Beurteilungen
Noch keine Wertungen in Zahlenform oder Noten liegen von Gamestar und Gamona vor. Die Begründung lautet, dass es im Vorfeld der Veröffentlichung nicht ausreichend möglich gewesen sei, online zu spielen. Die Fazits:
Gamestar: „Ab Spielstunde Drei habe ich mich komplett im neuen Kampfsystem verloren - und hier steckt das enorme Potenzial von Street Fighter 5. Die entschlackten Mechaniken machen es einsteigerfreundlicher.“
Gamona: „Das finale Urteil steht noch aus, doch das bisherige Fazit lautet: Gut - was für Street Fighter überraschend schlecht ist.“
Die Rezensionen von Gameswelt, Spieletipps, 4Players und Eurogamer waren bei Redaktionsschluss noch nicht online.